Tritonus-Baden-Konzert-Juni-2015Samstag 13.6.2015, 19.30 Uhr
Congress Casino Baden

Paul Dukas: Der Zauberlehrling
Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche
Antonin Dvorak: Symphonie „Aus der Neuen Welt“

Brünner Philharmoniker
Norbert Pfafflmeyer, Dirigent

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Dukas – Strauss – Dvorák

Das Tritonus Sommerkonzert am 13.06. ist drei Großmeistern gewidmet, die im 19. Jahrhundert geboren und auch bekannt wurden, die Jahrhundertwende erlebten und erst im 20. Jahrhundert von uns gingen. Von allen dreien erklingen nicht nur die weltweit bekanntesten Werke – wobei bei Richard Strauss dazugefügt werden muss: Orchesterwerk, denn seine Opern, die fast alle erst im 20.Jahrhundert entstehen sollten, stellten die Orchesterwerke in der Publikumsgunst in den Schatten – sondern auch Kompositionen, die alle noch im 19. Jahrhundert entstanden.

Dukas’ „Zauberlehrling“ ist überhaupt das bekannteste Werk seines Schöpfers, Strauss’ „Till Eulenspiegel“ ist sicher von den vielen Tondichtungen des Meisters die populärste, auch wenn die Eingangstakte von „Also sprach Zarathustra“ in Rundfunk und Fernsehen andauernd zu den unmöglichsten Inhalten erklingen, und Dvoráks „Symphonie aus der Neuen Welt“ ist auch des Meisters meistgespieltes Werk. Natürlich muss korrekter und fairer Weise hinzugefügt werden, dass Dukas und Dvorák natürlich in ihrer Heimat einen anderen Stellenwert genießen als in der übrigen Welt!

Paul Dukas, Studienkollege eines Claude Debussy am Pariser Konservatorium, wurde am 1. Oktober 1865 in Paris geboren, erhielt ersten privaten Klavierunterricht bei seiner Cousine Claire Hadamard und setzte seine musikalischen Studien ab 1881 am Pariser Konservatorium fort. Hier war der Chopin-Schüler Georges-Amadée Mathias sein Klavierlehrer, Komposition lernte er bei E. Guiraud.

Nach ersten größeren Orchesterkompositionen, seine Ouvertüre „Goetz de Berlichingen“ wurde 1884 in Genf uraufgeführt, versuchte Dukas zweimal vergeblich den „Prix de Rome“ zu erringen. Zutiefst enttäuscht verließ er das Konservatorium und verpflichtete sich zum Wehrdienst. Beim 74. Infanterieregiment in Rouen betätigte er sich weiter kompositorisch und suchte weitere musikalische Ausbildungswege auf privater Basis.

Gleichzeitig mit der Uraufführung seiner Ouvertüre „Polyeucte“ in Paris begann er 1892 seine Laufbahn als Musikkritiker in der „Revue hebdomanaire“. Seine Kritiken der Aufführungen von Wagners Ring zeigen sein untrügliches ästhetisches Urteil und genaue Kenntnis der Wagner’schen theoretischen Überlegungen, die den jungen Komponisten bei der eigenen Suche nach Opernkonzeptionen beeinflussten. Zwei Versuche Opern zu komponieren, brachten nicht den erhofften Erfolg. Erfolgreicher war 1895 die Orchestrierung einer fünfaktigen Oper von Guiraud, die er zusammen mit Camille Saint Saens vornahm. Im selben Jahr entstand seine 1. Symphonie in C-Dur, die am 3. Jänner 1897 vom Widmungsträger Paul Vidal in den „Concerts de l’ Opera“ uraufgeführt wurde. Dukas nächstes Werk, „L’ Apprenti sorcier“ nach Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“ sollte seine berühmteste Komposition überhaupt werden. Dukas selbst leitete die Uraufführung am 18. Mai 1897 in der Société Nationale und binnen kürzester Zeit behauptete sich das Werk in den internationalen Konzertprogrammen. Das Geschehen des „Zauberlehrlings“ wird mit musikalischen Mitteln großartig dargestellt und ist auch ohne Kenntnis des Goethe’schen Textes nachvollziehbar.

Ab 1900 schreibt Dukas immer weniger Kritiken, in relativ kurzer Zeit entstehen seine wichtigsten Werke, allen voran die Oper „Ariane er Barbe-Bleue“, die am 10. Mai 1907 an der Opera comique ihre Uraufführung erlebte. Diese „Conte en trois actes“, zwischen 1899 und 1906 komponiert, wurde von Anfang an als fortschrittliches aber auch klassizistisch vollendetes Werk anerkannt und mit Debussy’s „Pélleas et Mélisande“ verglichen. Die Oper trat einen Siegeszug durch die Welt an. Aufführungen in Wien, Brüssel, New York, Mailand, Buenos Aires und Madrid festigten den Ruf von Paul Dukas, der aber weiterhin in Bescheidenheit in Paris lebte und Orchestration lehrte.

1916 ehelichte er die aus Portugal stammende Suzanne Pereyra, welcher Ehe eine Tochter Adrienne-Thérèse („Nono“), geboren 1919, entstammte. Als Inspecteur der Konservatorien bereiste Dukas die französischen Provinz-Konservatorien und war zusätzlich Kompositionslehrer am Pariser Konservatorium als Nachfolger C. Widors. An der École Normale unterrichtete er ab 1928 die Vermittlung historischer Stile, besonders der von J.S. Bach, wobei er Schüler wie O. Messiaen, M. Duruflé oder Y. Desportes beeinflussen konnte. Paul Dukas starb hochgeehrt am 17. Mai 1935 in Paris.

Richard Strauss, am 11. Juni 1864 in München als Sohn eines bedeutenden Hornisten und einer Tochter aus der Brau-Dynastie Pschorr geboren, ist zwar als Opernkomponist und Schöpfer großartiger Tondichtungen und Lieder weltbekannt, trägt aber nicht von ungefähr den Namen der großen Wiener Walzerkomponisten. Auch er liebte den Dreivierteltakt, man denke an jene Walzer in den Opern „Rosenkavalier“, „Arabella“ oder „Intermezzo“, war aber als urgemütlicher Bayer auch der österreichischen Lebensart sehr nahe, was sich in seiner Zeit als Wahlwiener zeigen sollte.

Hatte sein Vater die Musik Wagners gehasst, so verehrte Richard den Bayreuther Meister, seit ihn sein Mentor A. Ritter mit dessen Musik bekannt gemacht hatte. Bis ins späte Alter sollten Mozart und Wagner seine Abgötter bleiben.

In seiner Jugend, in München, erfuhr Richard Strauss eine gediegene Ausbildung und begann schon früh zu komponieren. Erste Engagements führten den jungen Musiker nach Meiningen, München, Weimar, wieder München und Berlin. Am Beginn seiner Komponistenlaufbahn schrieb Strauss neben Liedern und Kammermusik nur Orchestermusik. Seine „Symphonischen Dichtungen“ hatten ihn schon zu einem berühmten Komponisten gemacht, ehe er mit Opern an die Öffentlichkeit trat. Werke, wie „Don Quichote“, „Don Juan“, „Ein Heldenleben“, „Also sprach Zarathustra“, „Eine Alpensymphonie“, „Macbeth, „Sinfonia domestica“ und vor allem „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, 1895 uraufgeführt und vom Komponisten selbst „nach alter Schelmenweise“ bezeichnet, waren begeistert aufgenommene Fixsterne der internationalen Konzertprogramme.

Der „Eulenspiegel“ wurde in der Mitte des vorigen Jahrhunderts als eine „Mischung von Geist, Humor, Witz, Frivolität, Selbstironie und Herz, als Kernstück der Strauss’schen Symphonik…“ bezeichnet. „ Ein Riesenorchester, das richtig randalieren, überschäumen, mächtig spektakulieren, aber auch auf Samtpfötchen daherkommen und Zärtlichkeiten flüstern und quinquilieren kann…“.

Strauss’ Opernerstlinge „Guntram“ und „Feuersnot“ fanden noch nicht den erwünschten Anklang, seine „Salome“ (1903) und „Elektra“ (1906 – 09) führten zu erbitterten Diskussionen, wobei eine für Strauss typische Anekdote nicht vergessen werden darf: Nach der Generalprobe zur Uraufführung der „Salome“ fiel der Vorhang und im Zuschauerraum herrschte tiefes Schweigen – das Publikum war vom Inhalt der Oper, aber auch vom musikalischen Opernende gebannt – da stand Richard Strauss in der ersten Reihe in seiner ganzen körperlichen Länge auf, drehte sich zu der Zuhörern um und sagte ruhig: „also MIR hat’s g’fallen!“, worauf frenetischer Applaus losbrach. Ab dem „Rosenkavalier“ (1910), dessen Riesenerfolg sicher auch auf die kongeniale Zusammenarbeit mit dem Textdichter Hugo von Hofmannsthal zurückzuführen ist, war Richard Strauss der unbestritten Größte seiner Zeit.
Zeitweise künstlerischer Leiter der Wiener Staatsoper, zeitweise nur als Gastdirigent (in erster Linie eigener Werke) lebte er lange in seiner Villa unmittelbar an den Belvederepark angrenzend, zog sich aber immer mehr in sein Refugium nach Garmisch-Partenkirchen zurück.

Die Machthaber der Nationalsozialisten, natürlich stolz, den berühmtesten Komponisten der Zeit in ihrem Reich wohnen zu haben, vereinnahmten ihn sogleich 1933 als Präsidenten der Reichsmusikkammer. Strauss zog sich auch von dieser Position bald zurück, nachdem er anlässlich der Uraufführung der Oper „Die schweigsame Frau“ wegen des Librettisten, des Juden Stefan Zweig, einen Aufsehen erregenden Streit mit den Machthabern gewonnen hatte. Strauss hatte durchgesetzt, dass Zweig auf die Plakate gedruckt wurde, aber Hitler blieb der Aufführung fern. 1944 wurde Strauss’ 80. Geburtstag mit einer Festaufführung seiner „Ariadne auf Naxos“ in der Wiener Oper gedacht, wobei der Komponist auch selbst das Vorspiel dirigierte. Die offizielle Politik des tausendjährigen Reiches glänzte aber durch Abwesenheit. Richard Strauss starb am 8. September 1949 in seiner Villa in Garmisch-Partenkirchen.

Antonin Dvorák kam am 8. September 1841 in Nelahozeves (Mühlhausen) an der Moldau als erstes von acht Kindern zur Welt. Er sollte musikgeschichtlich eine ähnlich wichtige Rolle für die tschechische Musik spielen, wie Tschaikowsky für die russische: Auf dem von Smetana gelegten Grundstock aufbauend wurde er der Großmeister der Musik seiner Heimat.

Seine Eltern entstammten einfachen materiellen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnissen. Der Vater Frantisek war Metzger und Gastwirt und spielte anfangs zur Unterhaltung der Gäste, später auch berufsmäßig die Zither. Nach der Volksschule sollte Antonin den Beruf seines Vaters erlernen, wurde aber 14jährig in das nahe Zlonice geschickt, um in der Fortbildungsschule vor allem Deutsch zu lernen. Wir wissen, daß seine Eltern die Begabung des Knaben erkannten und unterstützten und nicht auf der Metzgerlehre bestanden. In Slonice erhielt er auch hervorragenden Musikunterricht durch den Kantor Antonin Liehmann.

1857 begann er ein Organistenstudium in Prag und spielte im Orchester des Cäcilienvereines die Bratsche. Nach Abschluß der Organistenausbildung als Zweitbester fand er keine Anstellung und musizierte bis 1871 in der Prager Tanzkapelle unter Karel Komzák, dem Vater des nachmaligen Badener Kurkapellmeisters. Dieses Orchester bezog das neue Prager Opernhaus, in dem nur italienische, französische und deutsche Opern aufgeführt wurden, was sich mit der Leitung durch Bedrich Smetana schnell ändern sollte: er führte auch slawische Opern auf, nämlich Werke von Smetana selbst, aber auch Bendl, Schor, oder Glinka und Moniuszko.

In diese Zeit als Orchesterbratschist fallen seine ersten Kompositionen. Aus den anfangs eher kleinen Kammermusik- und Liedformen entwickelt sich Dvorak sehr bald zu den großen Formen (Konzert, Symphonie und Oper). Hatte er sich anfangs an seinen Göttern Mozart und Beethoven orientiert, fand er bald zum kompositorischen Stand seiner Zeit. 1871 kann er seine Tätigkeit als Bratschist aufgeben und weiterhin als gefragter Lehrer und Komponist leben. 1873 kann er seine ehemalige Schülerin Anna Cermáková, eine Goldschmiedstochter, heiraten. Der Ehe sollten 9 Kinder entspriessen, von denen einige im Kindesalter starben, die Tochter Ottilie heiratete später den bekannten Geiger Josef Suk.

1875 erhielt Dvorak erstmals das mit 400 Gulden dotierte Stipendium des Wiener Kulturministeriums, das er noch viermal bekommen sollte. Beim letzten Stipendium ist Johannes Brahms Mitglied der Jury und so angetan von dem eingereichten Werk, dass er Dukas seinem Verleger Simrock empfahl. Simrock wurde Dvoráks wichtigster Verleger und mit Brahms bahnt sich eine tiefe, lebenslange Freundschaft an. Dvoráks „Slawische Tänze“ lösten nach ihrem Erscheinen einen Sturm auf die Musikalienhandlungen aus. Binnen kürzester Zeit gab es Aufführungen in Europa und Amerika. Fünf Englandreisen Dvoráks brachten große finanzielle Erfolge und ermöglichten ihm den Ankauf eines Häuschens in Vysoká bei Pribram.

1891 nahm Dvorák eine Professur am Prager Konservatorium an und wurde bereits ein Jahr später eingeladen, die Direktion des New Yorker „National Conservatory of Music“ zu übernehmen. Er wurde vom Prager Konservatorium großzügig beurlaubt, um diesem ehrenvollen Ruf folgen zu können. Natürlich erwarteten die Verantwortlichen in Amerika besondere Aktivitäten des hohen ausländischen Gastes, er sollte mit seinen Studenten eine amerikanische National-Musik begründen. Dvorák beschäftigte sich sehr intensiv mit der Musik der Indianer und den Negergesängen im amerikanischen Süden, was sich sehr wohl auch in seinen Kompositionen bemerkbar machte. In der Symphonie op. 95 „Aus der Neuen Welt“ schlägt sich die Befassung mit der Indianer- und Negermusik Amerikas besonders nieder und bewirkt deren fremdartigen Reiz und die besonders blühende Melodik. Dvorák verwahrte sich ausdrücklich gegen die Verwendung von amerikanischen Volksweisen , schreibt aber „…ich habe nur im Geist dieser Nationalmelodien komponiert…“.

Wir wissen nicht ob auch seine Schüler diese Einflüsse, im Sinne des Wunsches der Hochschul -Verantwortlichen nach einer amerikanischen Musik, umsetzen konnten. 1894 stimmte Dvorák einer Verlängerung seines Vertrages zu, nützte aber 1895 die finanziellen Schwierigkeiten der Hochschul – Sponsoren, um seinem Heimweh nachzugeben. Er kehrte eilends nach Prag zurück, wo er aus dem Urlaub zum Direktor des tschechischen Konservatoriums berufen wurde.

Nun konnte er den weltweiten Höhenflug seiner Werke miterleben, erhielt zahlreiche Ehrungen, wie die Ehrendoktorate der Universitäten von Prag und Cambridge. 1901 erlebte er nicht nur die glanzvolle, bejubelte Uraufführung seiner Oper „Rusalka“ sondern auch zahllose Feierlichkeiten und Festkonzerte zu seinem 60. Geburtstag. Am 1. Mai 1904 erlag er einem Gehirnschlag.

Dr. Alfred Willander