Tritonus Baden: Wagner und VerdiSamstag 19.10.2013, 19.30 Uhr
Congress Casino Baden

Arien aus: Tannhäuser, Lohengrin, Die Meistersinger von Nürnberg, Aida, Don Carlos, Der Troubadour, La Traviata u.a.

Dirigent: Norbert Pfafflmeyer

Martinu – Philharmonie Zlin

Alexandra Reinprecht (Sopran)
Herbert Lippert (Tenor)
Wolfgang Bankl (Bass)

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Telefon: 02252 – 444 96 444
Direkt: Mo – Sa: 15.00 – 20.00 Uhr Congress Casino Baden

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Giuseppe Verdi und Richard Wagner. Jahresregenten 2013

Die beiden musikalischen Haupt-Jahresregenten, es gibt deren auch noch andere, scheinen diametral verschieden zu sein. Der eine Italiener, der andere Deutscher. Das scheint im Zeitalter des Nationalismus, da auch Italien sich aus der österreichischen Vorherrschaft löste, ein unüberbrückbarer Unterschied zu sein. Ganz zu schweigen von der musikalischen Sprache der beiden. Verdi als Verfechter der italienischen Nummernoper, Wagner als Erfinder der unendlichen Melodie. Da sind wir schon am Scheideweg, so einfach dürfen wir es uns nicht machen. Erster verbindender Aspekt: beide sind Opernkomponisten, ihre anderen Werke stehen den Opern nach. Auch musikalisch ist die Sache nicht so einfach: Verdi kommt aus der italienischen Schule eines Rossini oder Donizetti, hat sich aber weiterentwickelt bis hin zu seinen letzten Opern „Othello“ und „Falstaff“, in denen es keine herkömmliche Arie mehr gibt. Wagner war in seinen ersten Opern noch näher der italienischen Oper, als er es später wahrhaben wollte. Seine Oper „Rienzi“ ist eine französische „grande opéra“, erst langsam nähert sich Wagner seiner Oper als Gesamtkunstwerk mit Auflösung des Arienprinzips, denn sowohl im „Fliegenden Holländer“ als auch in „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ begegnen wir veritablen Arien!

Die beiden Komponisten wurden von ihrer Umwelt aus verschiedensten Motiven zu Antipoden hochstilisiert, obwohl sie gerade die Musik und das Interesse für das Werk des jeweils anderen verband. Sie haben einander nie persönlich getroffen. Verdi, der seinen deutschen Kollegen sehr schätzte, wollte ihn im venezianischen Palazzo Vendramin aufsuchen, aber Wagner war am Tag vorher ebendort verstorben. Verdi hat auch die Werke seines Kollegen genau studiert und sich der Komponierweise Wagners in den beiden letzten Opern angenähert. Ein Opernprojekt über Shakespeares „King Lear“, das sicher noch mehr Wagnerismen enthielte, kam nicht mehr zustande.

Wagner beobachtete den italienischen Kollegen, oder besser: Konkurrenten, aus der Ferne, er wusste über alle Opern Verdis Bescheid, äußerte sich aber nie dazu. Er schien Verdi zu negieren, wohingegen seine unmittelbare Umgebung Verdi mit beißenden, ungerechten Bösartigkeiten abtat. Besonders seine Gattin Cosima tat sich diesbezüglich hervor. Sie duldete in Bayreuth keine Interpreten, die sich bereits als Verdisänger einen Namen gemacht hatten, musste aber manchmal Konzessionen machen, wie im Falle von Leo Slezak, der sowohl als Verdisänger (Othello!) Weltstar, aber auch der weltbeste Darsteller des Lohengrin war. Sie konnte an ihm nicht vorbei, aber um ihr Gesicht zu wahren, lud sie den Weltstar zu einem Vorsingen nach Bayreuth. Slezak, der die Situation durchschaute und nie um einen Scherz verlegen war, sang vor und rächte sich, indem er der „Hohen Frau“ im Bayreuther Festspielhaus den Tod des Othello von Verdi vorsang. Die Wagnerianer sahen das Festspielhaus entweiht und Cosima tobte, aber engagieren musste sie Slezak doch, denn Lohengrin ohne Slezak wäre eine Blamage gewesen.

Richard Wagner

Richard Wagner wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig geboren, als beim nahen Görlitz Napoleon seinen letzten Sieg erfocht. Wenige Monate später sollte Napoleon seinen Gegnern in der Völkerschlacht von Leipzig unterliegen. Jedenfalls waren Wagners erste Monate mit Kriegslärm erfüllt, was auch der Grund für die späte Taufe im August sein dürfte.  Wagners Vater, ein Polizeiaktuarius, entstammte einer Lehrerfamilie und war studierter Jurist. Er starb wenige Monate nach Richards Geburt. Die Mutter, eine kunstinteressierte Bäckerstochter, hatte Schauspielerei gelernt und bei der Leipziger Erstaufführung des „Faust“ das Gretchen gespielt. Sie riet ihren Kindern so intensiv vom Theaterberuf ab, dass vier von Richards sechs älteren Geschwistern gerade diesen ergriffen und erfolgreich waren. Schwester Klara sang sechzehnjährig die Hauptrolle in Rossinis „La Cenerentola“, Schwester Rosalie siebzehnjährig die in Webers „Preziosilla“ und Bruder Albert reüssierte an der Dresdner Hofoper als Mozart-Tenor.

Im August 1814 heiratet die junge Witwe Wagner einen Freund ihres Mannes, den Schauspieler und erfolgreichen Porträtmaler Ludwig Geyer, einen gütigen Stiefvater für ihre Kinder. Die Familie übersiedelt nach Dresden. Durch den Stiefvater kommt Wagner sehr früh mit dem Theater in Berührung. Er sieht nicht nur den Stiefvater in verschiedenen Stücken, er darf selbst in Komödien mitwirken. 1821 stirbt Ludwig Geyer, im darauf folgenden Jahr wird Richard in die Dresdner Kreuzschule eingeschrieben. In das Jahr 1828 fallen sein Eintritt in das Leipziger Nicolai-Gymnasium und seine ersten Kompositionsversuche. 1830 tritt Wagner in die Thomasschule ein und am 24. Dezember wird im Leipziger Theater seine (heute verschollene) Ouvertüre in B-Dur aufgeführt. Im Februar 1831 immatrikuliert er als Musikstudent an der Leipziger Universität und wird im Herbst Kompositionsschüler des Thomaskantors Christian Theodor Weinling.

Im Januar 1833 geht Wagner als Chordirektor nach Würzburg, im Sommer 1834 wird er Kapellmeister der Bethmann’schen Theatertruppe, bei der Minna Planer engagiert ist. Am 29. März 1836 wird seine erste Oper „Liebesverbot“ uraufgeführt. Wagner folgt Minna Planer nach Königsberg, wo die beiden am 24. November heiraten. Nach einem kurzen Intermezzo als Theaterkapellmeister in Königsberg geht er im August 1837 in selber Position nach Riga. Hier verbringt er zwei relativ ruhige Jahre und bringt in der Oper Bellinis „Norma“ und Meyerbeers „Robert le diable“ zur Aufführung. Er komponiert an einer Oper „Rienzi, der letzte der Tribunen“. Da er diese Oper in Berlin, der Hochburg des Italieners Spontini, herausbringen will, nähert er seine Komponierweise der Spontinis an, muß dann aber seine Pläne ändern und an eine Aufführung in Paris denken, weshalb er auch die Komponierweise Meyerbeers imitiert und das Textbuch sicherheitshalber ins Französische übersetzen lässt. Bereits im März 1839 verliert Wagner seine Stellung in Riga und muß schließlich vor seinen Gläubigern aus der Stadt fliehen.

Zusammen mit Minna und dem Neufundländer Robber überquert er die russische Grenze und kann im ostpreussischen Pillau den Kapitän eines Toppsegelschoners überreden, ihn samt Frau und Hund an Bord zu schmuggeln. Unwetter im Skagerrak und der Nordsee lassen die Reisenden um ihr Leben bangen. Minna verliert ihr ungeborenes Kind. Diese Erlebnisse auf hoher See schlagen sich in Wagners nächster Oper „Der fliegende Holländer nieder“.

Im September 1839 trifft das Ehepaar Wagner in Paris ein, wo ihnen Giacomo Meyerbeer sehr behilflich ist, Fuß zu fassen. Wagner sollte diesem Wohltäter später in seiner Schrift „Vom Judentum in der Musik“ auf seine Weise danken…… Im Frühjahr 1842 kehrt Wagner nach Deutschland zurück und lässt sich in Dresden nieder, wo er 1843 zum Hofkapellmeister ernannt wird. Es beginnt eine äußerst fruchtbare Lebensphase Wagners: Im Oktober 1842 Uraufführung des „Rienzi“. Am 2. Jänner 1843 erfolgt die Uraufführung der „Fliegenden Holländers“ und am 6. Juli bereits die des „Liebesmahls der Apostel“.  Oktober 1845 Uraufführung des „Tannhäuser“ .

Der Tod der Mutter im Jänner 1848 trifft Wagner obwohl ihn keine zärtlichen Bande mit ihr verbunden hatten. Da sich Wagner im Mai 1849 in Dresden an der Revolution beteiligt hatte, wird er steckbrieflich gesucht und muss, wieder unter Hinterlassung großer Schulden, fliehen. Minna folgt ihm im September und sie lassen sich in Zürich nieder. Am 28. August 1850 bringt Franz Liszt in Weimar vor einem illustren Publikum Wagners „Lohengrin“ zur Uraufführung. Wagner muss dieser Uraufführung fernbleiben, da er Deutschland noch immer nicht betreten darf. In dieser Zeit des Exils entsteht die Dichtung zum „Ring“, die im Dezember 1852 beendet ist. Im November 1853 beginnt Wagner mit der Komposition des „Rheinhgold“ Von März bis Juli 1855 weilt Wagner als Gastdirigent in London. Am 28. April 1857 beziehen die Wagners in Zürich ein Sommerhaus in unmittelbarer Nähe des Hauses Wesendonck. Im Oktober beginnt die Komposition von „Tristan und Isolde“, ausgelöst durch die Liebesbeziehung zu Mathilde Wesendonck. Wagner komponiert dann auch 5 Lieder nach Gedichten Mathildes. Um den „Tristan“ komponieren zu können, hat Wagner die Arbeit am „Ring der Nibelungen“ unterbrochen. Zu diesem Zeitpunkt sind „Rheingold“ und „Walküre“ bereits fertig, „Siegfried“ ist halb komponiert. Das Liebesverhältnis zu Mathilde Wesendonck entwickelt eine derartige Dynamik, dass Wagner im Jänner wegen „nachbarlicher Verwirrung“ nach Paris flieht. Minna reist im August wegen „zerrütteter Eheverhältnisse“ nach Venedig und später nach Deutschland. Am 6. August 1859 vollendet Wagner die Partitur des „Tristan“ in Zürich und reist zur Vorbereitung von Konzerten und zwecks Uraufführung des „Tristan“ nach Paris, wo er im September die Wohngemeinschaft mit Minna wieder aufnimmt.

1861 wird Wagner in Dresden endlich teilamnestiert, wodurch er, dessen Tannhäuser in Paris einen Theaterskandal ausgelöst hatte, den Wohnsitz in Paris leichter aufgeben kann und 1862 eine Wohnung in Biebrich bei Wiesbaden bezieht. Dort sollte der Besuch des befreundeten Dirigenten Hans von Bülow mit seiner Gattin Wagners Leben verändern: Cosima Bülow, die Tochter Franz Liszt’s mit Gräfin Marie d’Agoult, sollte ihren Mann sehr bald verlassen, um Wagners Geliebte und dann zweite Frau zu werden. Vorerst geht Wagner auf Reisen, um eigene Werke zu dirigieren. Wien, St. Petersburg, Moskau, Budapest, Prag und Karlsruhe sind seine Stationen. In Wien bezieht er eine Wohnung und richtet sie luxuriös und kostspielig ein. Auf einer Spazierfahrt im November in Berlin besiegeln Richard und Cosima das Bekenntnis einander ewig anzugehören.

Im März 1864, dem Monat in dem Wagner wieder einmal vor Gläubigern fliehen muß, diesmal aus Wien, ereignet sich in München eine Entwicklung, die in Wagners Leben eine Wende bewirken sollte: König Ludwig II von Bayern besteigt den Thron, ein Wagner-Verehrer, wie es keinen zweiten (außer Cosima) gibt. Schon als Knabe hatte sich der junge Monarch, wie auch sein Vater, für Wagners Lohengrin begeistert und sollte sich in seiner Wagnerverehrung noch steigern. Den Appell Wagners im Vorwort der 1863 erschienenen Ring-Dichtung, “ es möge sich ein Fürst finden, der sich für die Bildung eines wahrhaften, nicht dünkelhaften nationalen Geistes einsetzt…“, fühlt er  direkt an sich gerichtet. Bald nach seinem Amtsantritt lässt er nach Wagner suchen und am 4. Mai 1864 stehen einander die beiden Männer gegenüber. „Hättest Du Zeuge sein können, wie sein Dank mich beschämte, als ich ihm mit der Versicherung die Hand reichte: dass sein großes Nibelungenwerk nicht nur seine Vollendung sondern auch eine Aufführung nach seinem Sinne finden werde, dass ich dafür treu Sorge tragen würde…“ erzählte Ludwig später seiner Braut Sophie Charlotte, einer begeisterten Wagnerianerin. Im Oktober bezieht Wagner ein Haus in der Brienner Straße in München.

Am 10. April 1865 wird Isolde, das erste Kind Wagners mit Cosima Bülow geboren und am 10. Juni erfolgt die Uraufführung von „Tristan und Isolde“ im Münchner Nationaltheater unter der Stabführung von Hans von Bülow. Die allzu offene Hand des Königs und der aufwendige Lebensstil Wagners in seinem Haus in der Brienner Stra0e verärgern die Münchener Bevölkerung, und Wagner muß schließlich am 10. Dezember 1865 München als „persona non grata“ verlassen. Er befindet sich wieder einmal auf der Flucht, ausnahmsweise ohne Schulden, und fährt in die Schweiz, nach Luzern.

Der Tod Minna Wagners am 25 Jänner 1866 macht Wagner frei für die Ehe mit Cosima, aber erst muss noch die Scheidung Cosimas von Hans von Bülow erfolgen. Wagner bezieht die Villa Tribschen bei Luzern. Am 17. Februar 1867 wird  Eva, Cosimas zweites Kind mit Wagner, geboren.

Am 21. Juni 1868 findet die Uraufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ statt und am 6. Juni 1869 erblickt Siegfried, das dritte Kind das Licht der Welt. Im Juli 1870 wird die gerichtliche Scheidung Cosimas von Hans von Bülow ausgesprochen und am 25. August werden Richard und Cosima getraut. Neben den abschließenden Arbeiten an der Ring-Tetralogie und der Komposition des „Parsifal“ kümmert sich Wagner um die Entstehung des Festspielhauses und seiner Villa in Bayreuth. Am 1. Februar 1872 gründet er den Verwaltungsrat der Festspiele, am 2. August 1873 ist die Hebefeier des Festspielhauses, am 28. April 1874 bezieht die Familie Wagner die Villa Wahnfried und vom 13. bis 17. August ist die Uraufführung des „Rings“ ,sowie am 26. Juli 1882 die des „Parsifal“ im Bayreuther Festspielhaus. Die erste zyklische Aufführung des Ringes in Bayreuth findet nicht die volle Zustimmung ihres Schöpfers, aber auch er muß sich überzeugen lassen.

Eine Dirigierreise nach London tritt Wagner nur widerwillig an, tut es aber, denn die Einnahmen werden für das Festspielhaus  und seine Ausfinanzierung dringendst gebraucht. Nach Abschluß der Festspiele 1882, die Wagner sehr angestrengt hatten , reist er nach Venedig und bezieht im Palazzo Vendramin-Calergi 15 Räume. Er ist mit großem Hofstaat unterwegs: Cosima, deren vier Kinder, den behandelnden Ärzten, dem Vorspieler Rubinstein, zwei Hauslehrern für Siegfried…..

Wagner leidet immer wieder unter „Brustkrämpfen“, die ihn bis zu vier mal täglich quälen. Sie werden mit Opium, Hoffmanns-Tropfen, Massagen und Vorsicht beim Essen bekämpft, aber nicht besiegt. Er entwickelt eine unglaubliche Geschäftigekeit, kann aber seine Umgebung nicht über sein schlechtes Befinden hinwegtäuschen. Er stirbt am 13. Februar 1883 nachmittags in Cosimas Armen. Auf Geheiß des Königs Ludwig wird sein Leichnam in einem Sonderzug über München nach Bayreuth gebracht und am 18. Februar im Garten der Villa Wahnfried beigesetzt.

Giuseppe Verdi

Giuseppe Verdi wurde am 10. Oktober 1813 in Le Roncole, einem Dorf in der Poebene nördlich von Parma, in dem seine Eltern ein kleines Wirtshaus betrieben und Lebensmittel verkauften, geboren. Schon als kleines Kind musste Peppino im elterlichen Betrieb mithelfen, der Vater legte aber großen Wert darauf, dass er zur Schule ging, ohne die es kein Fortkommen gäbe. Bei dem Schullehrer erlernte das Kind auch das Orgelspiel, das ihn faszinierte. Relativ früh stand sein Beruf fest: Organist in Roncole. Der Vater kaufte dafür ein gebrauchtes Spinett, an dem Verdi sein Leben lang hing. Als der zehnjährige ins Gymnasium der Nachbarstadt Busseto kam, bedeutete es für die Eltern nicht nur den Ausfall einer Arbeitskraft sondern zusätzliche Kosten für Unterrichtsbehelfe, Kost und Logis. So lernt  Verdi früh die Bedeutung des Geldes.

Neben dem Schulbesuch widmete er sich intensiv der Musik und dem Orgelspiel und lief sonntags und an Feiertagen nach Roncole, um dort Orgeldienst zu versehen. Es entstanden frühe Kompositionen, die er mit der „philharmonischen Gesellschaft“, einem Laienensemble, im Hause des Großhändlers Barezzi aufführen konnte. Barezzi, selbst begeisterter Musiker, nahm sich des Knaben an und förderte ihn nach Kräften. 1831 nahm er Verdi in seinem Haus auf. Aus diesem Förderverhältnis wurde eine väterliche Freundschaft, die beide bis zum Tod Barezzis verbinden sollte. Auf sein Drängen macht Verdi die Aufnahmeprüfung in das Mailänder Konservatorium, kommt aber nicht durch, weil er mit 19 Jahren bereits zu alt sei und, weil er als Ausländer galt (das Lombardo-Venezianische Königreich war österreichisch!). Verdi sollte sich bis ins hohe Alter über diese Niederlage ärgern.

Auf Grund der Unterstützungszusage Barezzis kann er Privatunterricht  bei Vincenzo Lavignia nehmen. Im Jahre 1836 wird er Maestro di musica in Busseto und er  kann Margarita Barezzi, die Tochter seines Wohltäters ehelichen. 1837 wird die Tochter Virginia und 1838 der Sohn Icilio geboren. Nach dem Tod der Tochter im Jahre 1838 gibt Verdi seine Stelle in Busseto auf und übersiedelt mit seiner Familie nach Mailand. Er arbeitet an seiner ersten  Oper „Oberto“, die 1839 uraufgeführt wird. Der Erfolg zieht den Auftrag für eine Opera buffa „Un giorno di regno“ nach sich. Diese lustige Oper wird ein Fiasko, denn nach dem knapp aufeinanderfolgenden Tod von Sohn und Tochter kann Verdi beim besten Willen keine lustige Musik schreiben. Er ist der Verzweiflung nahe und will die Komponiertätigkeit überhaupt beenden. Er widersetzt sich allen Versuchen seiner Freunde und Nahestehenden, ihn zu neuerlichem Komponieren zu bewegen, bis ihn der Impresario Bartolomeo Marelli mit einem Textbuch einsperrt und droht, ihn erst wieder zu befreien, wenn er etwas vertont hat.

Verdi liest den Text und ist von einer Passage wie elektrisiert und beginnt zu schreiben – der Bann ist gebrochen: er komponiert den Gefangenenchor aus „Nabucco“. Die Uraufführung in der Mailänder Scala am 9. März 1842 wird ein Sensationserfolg. Nun beginnen fruchtbarste Jahre, die Verdi später seine „Galeerenjahre“ bezeichnen sollte. Jedes Jahr entstehen eine oder zwei Opern: “I Lombardi” 1843, “Ernani” und “I due foscari” 1844, “Giovanna d’Arco” und “Alzira” 1845, “Attila” 1846, “Macbeth” , “I masnadieri” (in London) und “Jerusalemme”, eine Bearbeitung der Lombarden, ( in Paris) 1847, „Il Corsaro“ 1848, „La battaglia di Legnano“ und „Luisa Miller“ 1849 und „Stiffelio“ 1850.

Dank sehr guter Verträge mit Verlegern und Theatern verdient Verdi in diesen Jahren hervorragend, er kann 1845 den Palazzo Cavalli in Busseto  und 1848 das Gut Sant’ Agata erwerben. 1848 bezieht er mit der Sängerin Giuseppina Strepponi, die schon im Nabucco mitwirkte und die er 1859 heiraten sollte, den Palazzo Cavalli und 1851 das Gut Sant’ Agata. Anfang der Fünfzigerjahre entsteht die Trias der Opern, die seinen Weltruhm endgültig fixieren: „Rigoletto“, „La Traviata“ und „Il trovatore“. Verdi wird nun auch vermehrt eingeladen, für ausländische Opernhäuser zu arbeiten. Seine nächste Oper „Les vepres siciliennes“ entsteht für Paris. Mit den Uraufführungen sind natürlich auch immer längere Aufenthalte in den jeweiligen Städten verbunden. Die beiden nächsten Opern „Simon Boccanegra“ und „Aroldo“, 1857, erleben ihre Uraufführung in Venedig und Rimini, 1859 folgt in Rom „Un ballo in maschera“.

1859 ist als Folge der Unabhängigkeitsbestrebungen Italiens, deren Wortführer Garibaldi ist, der Krieg zwischen Piemont-Sardinien und Österreich unvermeidbar, wobei der Name VERDI (Victor Emanuel Re D’ Italia) als Schlachtruf ertönt, was Verdis Popularität noch mehr fördert. 1860 erfolgt die Einigung Italiens und Victor Emanuel II wird 1861 zum König proklamiert. Verdi lässt sich zum Parlamentsabgeordneten wählen.

Für das kaiserliche Opernhaus St. Petersburg entsteht „La forza del destino“¸ Uraufführung 1862. Bei der Londoner Weltausstellung im selben Jahr wird Verdis Kantate für Tenor „Inno delle nazioni“ erstmals aufgeführt. Wiederum für Paris komponiert Verdi 1867 „Don Carlos“, die italienische Fassung entsteht 1884 für Mailand. Eine besondere Ehre ist die Einladung aus Kairo, für die Eröffnung des Suez-Kanals eine Oper zu komponieren, am 24. Dezember 1871 ist in Kairo die sensationelle Uraufführung. Das hölzerne Opernhaus Kairos bewahrte das Autograph der „Aida“, bis es zusammen mit dem Opernhaus zu Ende des 20. Jahrhunderts verbrannte. Das Werk wird sehr schnell an allen möglichen Theatern nachgespielt, in Mailand, 1872, versucht Verdi eine Versenkung des Orchesters, wie in Bayreuth, zu erreichen, bleibt aber erfolglos. Mit den überaus erfolgreichen Inszenierungen der „Aida“ in Mailand, Parma, Padua, Brescia, und Neapel, jeweils unter seiner Leitung, gelingt es Verdi, manches Opernhaus vor dem Ruin zu retten.

Die nächsten wichtigen Werke Verdis sind keine Opern: 1873 das Streichquartett und 1874 das „Requiem“, das allerdings sehr opernhaft wirkt. Nach einer längeren Schaffenspause, die mit zahllosen Reisen zu Dirigaten ausgefüllt ist, entsteht „Otello“. Der Entstehungsprozeß dieser Oper zieht sich über mehrere Jahre, wobei Verdi in engem Kontakt zu seinem Librettisten, seinem Komponistenkollegen Arrigo Boito steht. Die Umarbeitung des Dramas von Shakespeare ist Verdi ein besonderes Anliegen.  Die Uraufführung findet in der Mailänder Scala im Februar 1887 statt, einem Zeitpunkt, zu dem  Verdi schon in den Vorarbeiten zu seiner nächsten Oper, wieder eine Shakespeare-Vorlage ,  „Falstaff“, steckt. Der Librettist ist wiederum Arrigo Boito. Sowohl im „Otello“ als auch im „Falstaff“ nähert sich Verdi der Schreibweise seines deutschen Kollegen Wagner, ohne ihn jedoch zu kopieren. Am 9. Februar 1893 ist die Uraufführung des „Falstaff“, wiederum an der Mailänder Scala.

1894 reist Verdi zweimal nach Paris zu Aufführungen von „Otello“ und „Falstaff“. Er schreibt an einem „Te Deum“, dem noch die „Quattro pezzi sacri“ folgen. Im Jahre 1895 führt er Verhandlungen zum Bau des Altersheimes für Musiker, der „Casa di riposo“, das noch heute als „Casa Verdi“ in Mailand besteht. 1897 stirbt Giuseppina Verdi, im Jahre 1900 kann Verdi noch die Einweihung „seines“ Altersheimes miterleben. Am 27.Jänner 1901 wird er von einem langen, erfolgreichen und reichen Leben abberufen. Am 26. Februar wird das Ehepaar in der „Casa di riposo“ beigesetzt.

Dr. Alfred Willander